Blog Stadtteilschreiber

Der Stadtteilschreiber berichtet von einem bemerkenswerten Fazit: So schlimm ist Wuppertal gar nicht.

VIEL ENGAGEMENT UND 'NE OLLE TUFFI

Wo fängt Engagement an? Auf jeden Fall dort, wo Menschen sich bei über 30 Grad auf den Weg machen, um an einer Veranstaltung an einem noch deutlich heißeren Ort teilzunehmen. Stadtteilschreiber Jörg Degenkolb-Degerli staunt über die Resonanz bei den Präsentationen der Werkstätten im Rahmen von „Lebe dein Quartier!"

„Kommt denn überhaupt jemand?" „Ach, bestimmt ..." - Projektleiterinnen und -leiter wissen: Am bislang heißesten Tag des Jahres Werkstattergebnisse präsentieren zu wollen, ist, nun ja, suboptimal. Um so größer die Augen, als zur Startzeit die Türen der „börse" auffliegen und eine größere Menschengruppe in den Roten Salon strömt: Projektteilnehmer, Freunde, Angehörige und nicht zuletzt Mitwirkende im Forum Hesselnberg-Südstadt, das hier die Klammer bildet.

Lebe dein Quartier!"-Koordinatorin Dagmar Beilmann übernimmt die Moderation; wegen weiter ansteigender Raumtemperatur geht sie schnell in medias res. Foto- und Filmdesigner Michael Baudenbacher wiederum geht mit dem Publikum direkt mitten ins Quartier und zeigt Ergebnisse aus der Foto- und Filmwerkstatt in Kooperation mit dem Stadtteilservice im Wichernhaus.

Der Film gibt Einblicke sowohl in die Arbeit der Stadtteilservice-Mitarbeiter als auch in deren Auseinandersetzung mit dem Quartier. Bewegte Bilder wechseln sich hier ab mit Fotos, denen lustige oder nachdenkliche Sprüche zugeordnet wurden. Da die anwesenden Werkstatt-Teilnehmer das filmische Ergebnis auch zum ersten Mal sehen, wird gekichert, geflüstert, sich gewundert. Im Vergleich mit anderen Städten folgt ein bemerkenswertes Fazit: So schlimm ist Wuppertal gar nicht.

Und die Quartiere Hesselnberg und Südstadt eben auch nicht. Teilnehmerinnen der Textilwerkstatt könnten sich durchaus vorstellen, hier zu leben, berichtet Leiterin Sabine Kreiter, die die drei großen farbenfrohen Wandteppiche erläutert, die in der Werkstatt entstanden sind. Das Bunte und Verspielte sei der Reflex auf einen absolvierten Stadtteilspaziergang. „Es gibt einen ausgeprägten Wunsch nach Grün und nach Schönheit. Eine Art positive Umverwandlung von allem."

Zum Ausdruck gebracht haben dies manche Teilnehmerinnen auch über Ornamente und Schmuck, wie die Patchworkergebnisse eindrucksvoll zeigen. Und schließlich gibt es noch einen amüsanten Brückenschlag zwischen den unterschiedlichen kulturellen Hintergründen der Teilnehmerinnen und der Stadt Wuppertal; integriert in zwei Wandteppiche sind nämlich Bilder von Elefanten. Gedacht als Glücksbringer. Funktioniert aber eben auch als Assoziation „zu Wuppertal und der ollen Tuffi", so Sabine Kreiter.

Nicht nur „Wuppertal!", sondern „Hesselnberg!" ertönt es dann auf der schön gestalteten Bühne. Schülerinnen und Schüler der Grundschule Hesselnberg rappen sich souverän durch ihren Song, den sie unter der Leitung von Rapper Meller in einem Workshop erarbeitet haben. „Hört unsere Stimme", so der Titel, kommt zunächst a capella daher bevor die fetten Beats einsetzen und die Temperatur im Roten Salon ihren Höhepunkt erreicht.

Schwimmbäder, Turnhallen, ein Spielhaus - die Kinder haben eindeutige Verbesserungsvorschläge für den Stadtteil, in dem ansonsten schon „vieles gut ist". Wie gut Meller - mit personeller Unterstützung von der Grundschule Hesselnberg - bei „seinen" Kids angekommen ist, sieht man live und in Farbe: Die Rap-Gang überreicht dem sichtlich bewegten Musiker ein Geschenk, mit den Worten: „Danke für alles, was du für uns getan hast." Projektarbeit wirkt!

Sie wirkt in den Stadtteil hinein und bekommt aus ihm etwas zurück. So werden auch die großen grünen Pfeile nicht ohne Wirkung bleiben, die „Lebe dein Quartier!" kürzlich installiert hat, um auf besondere Orte hinzuweisen: Gartencenter, Schattenspielplatz, Witte-Fabrik, Mittelpunkt Wuppertals und noch einige mehr.

Und großes Engagement fängt dann an, wenn über das Bühnenprogramm hinaus und in nach wie vor großer Hitze auch noch informiert und diskutiert wird. So nämlich am Ende der Veranstaltung, als unter dem Eindruck des Dargebotenen Anregungen gesammelt werden wie z. B. bessere Koordination großer Termine (Langer Tisch in Wuppertal vs. Extraschicht im Ruhrgebiet) oder auch bei Terminplanungen den Fastenmonat Ramadan zu berücksichtigen.
Das nächste Forum Hesselnberg-Südstadt wird nach der Sommerpause am 12.9. daran anknüpfen.

 

Die Projekte "Lebe Dein Quartier" wurden durchgeführt in Zusammenarbeit mit:

 

 

Fotos: Jörg Degenkolb-Degerli

+++ Projekt-Ticker +++ Seit Anfang 2018 arbeitet die Stadt Wuppertal an einem neuen Stadtentwicklungskonzept. Herr Friedjof Look vom Ressort Stadtentwicklung und Städtebau wird auf Einladung des Forum Hesselnberg-Südstadt am 4.7. um 17 Uhr in der börse das Konzept „Zukunft Wuppertal" erläutern und ggf. Maßnahmen für die Quartiere Hesselnberg und Südstadt aufzeigen. +++

Euch fällt was Berichtenswertes ein? Dann eine E-Mail an stadtteilschreiber@dieboerse-wtal.de!

 

 

 

Das Projekt "Stadtteilschreiber" wird gefördert von

 

Veröffentlicht am 28.06.2019

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