Blog Stadtteilschreiber

Der Stadteilschreiber in der kleinen Normalität

Lock-lock-lockern an der Eingangstür - Willkommen in der kleinen Normalität!

Doch doch, es tut sich was. Nach gefühlt einer halben Ewigkeit geht gerade sogar alles ganz schön schnell. Forsch, wie die Kanzlerin mal sagte, bevor sie dann ordentlich zurückgerudert ist. Und letzte Nacht im Traum habe ich dann auch schon so eine Stimme gehört, die sagte: Die kleine Normalität möchte jetzt aus der Quarantäne abgeholt werden.

Wir haben sie also, die kleine Normalität. Ich merke es zunächst mal daran, dass ich von meinem geheimen Stadtteilschreiber-Domizil doppelt so lange in die Südstadt brauche wie noch in der vergangenen Woche (siehe dazu auch meinen Blog-Beitrag vom 17.04.2020: Eine Kontaktsperre ist auch nur eine dornige Verkehrswende). Und noch ein weiteres Gegenteil ist sofort zu erkennen: Ich kann mir quasi einen Parkplatz aussuchen. Lachen? Weinen? Ich weiß es nicht.

Jedenfalls ist es belebt da draußen. Viele fühlen sich bekanntlich durch die Maske ausreichend geschützt und haben mit Mindestabstand nix mehr zu tun. Andere sind umso vorsichtiger. Als ich, ohne irgendjemanden um mich herum zu haben, durch die weiträumige Hopfenstraße laufe und völlig etikettenfrei einfach mal so in die Luft huste, wechselt ein noch 20 Meter entfernter Herr prophylaktisch die Straßenseite.

Die kleine Normalität bedeutet: Ganz vieles geht wieder, aber eben eingeschränkt. Viele verstehen das ja auch. Nur beim Thema Konsumieren geschieht bei uns Menschen irgendwas im Kopf. Gut, wenn man bei Aldi jetzt mal alles um sich herum vergisst ... dann kann das einfach mit Hunger zu tun haben. Wenn man sich im Skulpturenpark die Nase an den Scheiben der geschlossenen Ausstellungshallen platt drückt, dann ist man halt kunstbegeistert, Keime hin oder her - außerdem hat man ja die Maske auf, ne?

Aber warum ist heute Mittag der Parkplatz bei Mediamarkt komplett voll? Was brauchen die Menschen aktuell und warum ich nicht? Jetzt ist so ein Elektronikmarkt ja generell nicht unbedingt für seine besonders gute Luftqualität bekannt. Aber nach acht Wochen Kontaktsperre muss man sich dort offenbar dringend umschauen. Das macht mich neugierig. Ich beschließe, unter meiner Maske noch zusätzlich die Luft anzuhalten und tauche in den Markt ein.

Das Bild, das sich mir bietet, ist einem Vor-Corona-Mediamarkt-Bild nicht unähnlich. Nur weniger Menschen und viel mehr Masken eben. Die kleine Normalität sind also erstmal wieder Monster-TV-Monitore, Smartphones und Kaffeevollautomaten. Ich muss jetzt doch mal ausatmen und finde es gerade ganz schön, dass meine Brille beschlägt.

Wie das vor Corona war, während der Krise und inwieweit man sich hier nun wieder auf die ganz große Normalität freut, darüber spreche ich in nächster Zeit mit Menschen aus und in den Quartieren Südstadt und Hesselnberg. Das wird es dann auch auf STEW.ONE zu hören geben. Alle meine Texte werden außerdem weiterhin hier im Blog veröffentlicht. Also: Man liest und hört sich!

Foto: Jörg Degenkolb-Degerli 

 

 

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Veröffentlicht am 15.05.2020

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