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Ein Geschenk für die große Schwester, das mit dem Ansatz der kleinen Schwester verbunden ist

Iris Colsman erzählt von dem Verhältnis von börse und Färberei, von ihren Besuchen des Wackeltreffs und davon, bei welchem Song von Brenda Boykin ihr Tränen in die Augen steigen

Dass das Team um Iris Colsman, Geschäftsführerin der Färberei in Oberbarmen, in der börse eine große Schwester sieht, liegt zum einen am Alter – die Färberei feiert im Laufe des Jahres ihren 30. Geburtstag, die börse ihren 50. – zum anderen liegt es aber auch daran, dass beide zwar aus der Soziokultur kommen, die Färberei aber mit den Themen Inklusion und Integration eine andere Aufgabe verfolgt. „Die zweiten Geschwister entwickeln ja oft etwas Neues dazu – aber die Färberei hat immer bewundernd auf die börse geschaut“, beschreibt Iris Colsman das geschwisterliche Verhältnis. „Wir sind ja auch viel kleiner – schon die Zahl derjenigen, die sich an der Gründung beteiligt haben, war bei der börse viel größer.“

Auch die Lage unterscheide beide Orte voneinander: „Wir liegen mittendrin – und die börse liegt ja etwas außerhalb.“ Und das stimmt natürlich: Gleich an der B7 zwischen Restaurants, Supermärkten und weiteren Geschäften liegt die Färberei in einem belebten Stadtteil, an dem immer was los ist – der aber gleichzeitig in der Stadt vernachlässigt zu werden droht. Dadurch hat die Färberei es leichter, Kunst und Kultur im öffentlichen Raum zu machen – wie beispielsweise auf dem Vorplatz mitten in Oberbarmen. Drumherum ist alles sehr divers und Integration und Inklusion sind eben die Aufgaben der Färberei, aber in der börse kann aufgrund ihrer Lage ordentlich Krach gemacht werden bei Partys und Konzerten.

Da die börse nun 50 wird, möchte die kleine Schwester aus Oberbarmen der großen Schwester an der Wolkenburg ein Geschenk machen: „Wir wollen der börse etwas schenken, was mit unserem Ansatz zu tun hat – und zwar ein inklusives Konzert von zwei Bands“, erklärt die Färberei-Geschäftsführerin. Dafür trifft die bekannte Jazz- und Blues-Sängerin Brenda Boykin auf die 12- bis 16-köpfige inklusive Band Rock am Ring – ein Konzept, das sich bereits bei den Kulturtandems des Kompetenzzentrums Selbstbestimmt Leben, das eine Zweigstelle der Färberei ist, in mehreren Städten in NRW bewährt hat. „Uns geht es darum, zu zeigen, dass auch Menschen mit Behinderung gute Künstler:innen sein können“, sagt die Geschäftsführerin. Als die Idee mit dem Geschenk an die börse entstand, war ihr sofort klar, dass sie Brenda Boykin und Rock am Ring gemeinsam auf die Bühne holen wollte: „Denn viele Wuppertaler:innen kennen Brenda Boykin – sie kommen für sie zu dem Konzert und lernen dabei die Band Rock am Ring kennen.“ Nicht nur, dass durch die Kombination Rock, Jazz, Blues und Soul auf die Bühne des großen Saals der börse kommen – ein Genre-Mix, der die Musik nach Meinung von Iris Colsman bereichert – sondern auch viele Künstler:innen, die das Publikum sofort mitreißen.

„Von Rock am Ring mag ich am liebsten das Lied ,Corona ist ein Arschloch‘“, sagt Iris Colsman und weist darauf hin, dass die Lockdowns gerade für Menschen mit Behinderung besonders belastend waren: Sie durften niemanden treffen, sondern durften Besuch höchstens mit Abstand sehen und waren monatelang beinahe isoliert, was die Band in dem Song verarbeitet. „Und wenn Brenda Boykin ,Love Is in Town‘ singt, muss ich weinen“, berichtet die Geschäftsführerin der Färberei. Sie ergänzt, dass für das Kulturprogramm der Färberei eigentlich Daniela Raimund zuständig ist, doch dass sie selbst dieses Konzert zu ihrer Sache gemacht hat, weil es dabei um ihren Bereich – Inklusion und Integration – geht.

Am 18. April nun werden Brenda Boykin und Rock am Ring aus Krefeld sich die Bühne teilen – im wahrsten Sinne: Denn es kann passieren, dass Brenda Boykin mit der Band eine Session spielt, wie es bereits früher vorgekommen ist. „Und eine Session zu spielen, hat immer etwas Inklusives – Menschen, die Sessions spielen, zeigen dabei eine hohe Sozialfähigkeit.“

Der börse wünscht Iris Colsman zum 50. Geburtstag, „dass die Impulse zum Blühen kommen“, und denkt dabei an die größeren Projekte wie den erneuerten Wackeltreff, den sie in den 80ern schon manchmal besuchte und über dessen Comeback sie sich jetzt sehr freut, aber auch an kleinere Veranstaltungen wie die Reihe zu den Menschenrechten. Und sie hat noch einen weiteren Wunsch: „Dass das Netz, das die börse durch die Geburtstagsgeschenke spannt, fester wird.“ Die Zusammenarbeit mit der großen Schwester ist bereits sehr eng, Iris Colsman bespricht frei von Konkurrenz viele Dinge mit börsen-Geschäftsführer Lukas Hegemann, die Färberei holt sich manchmal Verstärkung durch die Techniker der börse, und beide „teilen“ sich auch die Künstler:innen.

Und der Färberei, die dann im November ihren 30. Geburtstag feiert, wünscht sie, dass der Wechsel der Geschäftsführung – Iris Colsman selbst wird in den Ruhestand gehen – gelingt, dass jemand gefunden wird, die oder der die alte Basis nutzt, um mit Inklusion und Stadtteilarbeit in die Zukunft zu weisen, und dass die Erweiterung der Färberei funktioniert – darüber muss der Rat der Stadt Wuppertal allerdings noch entscheiden.

Alles zum Konzert am 18.4.2024 findet ihr hier.

Iris Colsman, Foto Uwe Peter

die börse wird 50 - das Festivaljahr

Veröffentlicht am 03.01.2024

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