Blog Stadtteilschreiber

Die Stadtteilschreiberin beim Fotoforum Wuppertal

WIE EIN PFARRER DIE LEIDENSCHAFT FÜR FOTOGRAFIE IN DIE SÜDSTADT BRACHTE

New York, die Bretagne, die ehemaligen Beelitzer Heilstätten, aber auch das Ruhrgebiet, die Eifel und das Münsterland – die Mitglieder des Fotoforums Wuppertal sind für gewöhnlich gern auf Tour, um ihre Fotos zu schießen. Ihren Sitz haben sie jedoch seit 23 Jahren in der Elberfelder Südstadt und im Turm der Christuskirche ihre eigene „Galerie im Turm".



Wer sich jetzt fragt, wie die Fotografie in den Kirchturm gekommen ist, der findet beim Blick auf ein Porträtfoto hinter dem Tresen des kleinen Ausstellungsortes eine erste Antwort. „Das ist der ehemalige Pfarrer Frank Petig, der diese Arbeitsgemeinschaft ins Leben gerufen hat", sagt Claus-Dieter Meier, Gründungsmitglied des Fotoforums. Das war 1978, Pfarrer Petig gerade neu an der Christuskirche, und er wollte sein Hobby – die Fotografie – mit anderen teilen. So entstand eine experimentierfreudige Fotogruppe, die sich bis heute im Pfarrhaus der Christuskirche am Unteren Grifflenberg trifft.

Anfang der 80er folgte die erste Ausstellung in einer Kneipe. 1991 wurde der ungenutzte Turm der Kirche, der früher ein Jugendcafé war, in Eigenregie zur „Galerie im Turm" umgebaut. Dort werden jährlich vier bis fünf Ausstellungen gezeigt, die des Fotoforums sowie auch die anderer Fotografen. 2013 wurde die wohl höchste Fotogalerie im Tal dann aufwändig renoviert und seit 2016 ist sie sogar barrierefrei durch einen Aufzug zu erreichen.

„Die letzte geplante Ausstellung sollte Anfang November zur Woga stattfinden, doch dann kam der Lockdown", erzählt Detlef Hinz, ebenfalls begeisterter Hobbyfotograf und seit 2005 im Team des Fotoforums. „Wir waren mitten in den Vorbereitungen. Jetzt hängen unsere Bilder verwaist in der Galerie." Ausgebremst hat sie das zwar nicht - man nutzte die Corona-Zwangspause, um die Onlinepräsenz auszubauen und die Arbeiten digital präsentieren zu können – aber das Reisen, der Kontakt zu den Menschen während der Ausstellungen, das fehlt.

In Wuppertal selbst fotografieren die Mitglieder eher selten; vor allem die Südstadt sei „wenig attraktiv" beim Blick durch die Kameralinse - „zu viele Bausünden", findet Hinz. „Und wenn es spannende Orte gibt, ist es kaum möglich, dort Bilder zu machen." „Spannend", das meint hier einen Trend, der bei Fotografen seit ein paar Jahren ungebrochen ist: Lost Places. Solche verlassenen Orte gibt es fast überall, aber nicht überall ist es erlaubt, sie zu betreten. „Illegal gehen wir natürlich nirgends rein", betont Meier. „Nur wenn es die Erlaubnis gibt." Aber während es in vielen Orten der Welt kein Problem sei, heiße es in Wuppertal oft „nein!" oder koste Geld. In der ehemaligen „Bergische Sonne" hätten sie etwa „rasend gern" fotografiert, auch das ehemalige Hauptpostamt am Kleeblatt oder die Villa Amalia stehen auf der Wunschliste ganz oben. Und wenn sie sich doch ein Motiv in der Südstadt auswählen müssten, was wäre das? Da müssen sie beide nicht lang überlegen: die Christuskirche. „Das ist einer der höchsten Punkte und einfach sehr markant."

Stimmt. Und in einer Zeit nach Corona und Lockdowns, ist ein Besuch hier unbedingt zu empfehlen.

Unter www.fotoforum-wuppertal.de werden alle sechs Wochen neue Arbeiten präsentiert. Alle zwei Wochen trifft sich das Forum in Videomeetings und plant Themen- und Fotoauswahl.

 

Blick in die aktuelle Ausstellung, die zur letzten Woga geplant war in der Galerie im Turm

Detlef Hinz vor einer Auswahl seiner New York-Bilder

Claus-Dieter Meier und seine Serie zu Kaugummi-Automaten

Fotonachweis: Meier (2)/Hinz (1)

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Nicole Bolz -
Journalistin, Wuppertalerin. Immer neugierig, oft kritisch. Fragemonster und Buchstabendompteuse. Anzutreffen bergauf und bergab im schönsten Tal an der Wupper.

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Veröffentlicht am 26.04.2021

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