Blog Stadtteilschreiber

Der Stadtteilschreiber, Bühnen und Leere

BAHNHOF BACKSTAGE - DIE LAUERNDE LEERE NACH DEM AUFTRITT

Am 8. Oktober nehme ich endlich mal wieder am Poetry Slam in der „börse" teil. Für alle, die noch nie auf einer Bühne gestanden haben: Man spricht ins Dunkel; wegen der Scheinwerfer sieht man bestenfalls noch die zweite Reihe. Danach geht man hinter die Bühne, in den Backstage-Bereich, mümmelt vielleicht an einem Brötchen, quatscht mit den Kollegen, fertig. Danach: Stille. Manchmal Leere. Wart ihr schon mal hinter dem Hauptbahnhof?

 

Der neue Döppersberg ist einer Bühne nicht unähnlich. Grell und bespielt, ein paar dunkle Gestalten und drumherum Leere. Wie viel Fläche allein in der ehemaligen Bahndirektion und in der alten Hauptpost am Kleeblatt brachliegt - hier könnte man so unfassbar viel Sinnvolles tun. Sinnvolles beinhaltet übrigens NICHT noch mehr Hotels! Kleiner, aber nicht weniger traurig ist es im Backstage-Bereich des Hauptbahnhofes. Vorne hui, hinten pfui.

Und eben Leere. Leere Straßen, leere Ladenlokale, sogar einzelne leere Blicke. Die Südstadt ist da gar kein Einzelfall, und andere Quartiere haben bereits vorgemacht, dass was geht, wenn man will. Da muss man aber zunächst mal in die Köpfe der Menschen hineinkriegen, dass die Zentralisierung von Konsum und Lifestyle alles drumherum abtötet bzw. zur billigen Parkgelegenheit herabwürdigt. Umso krass-schöner, dass die bislang größte FFF-Demonstration in dieser Kulisse stattgefunden hat.

Stand FFF früher noch für Fressen/Ficken/Fernsehen, mündet genau diese Haltung in die aktuellen Friday-for-Future-Demos. Arsch hoch, Klima retten! Tausende Menschen nutzten dafür jetzt den neuen Döppersberg als Bühne, inmitten einer Scheinwelt mit Primark im Zentrum - dem Inbegriff für Ausbeutung und bevorstehenden Kollaps. Auf die Show folgte keine Stille, sondern nur kurz eine Ruhe. Und das Gegenteil von Leere ist Fülle.

Auffüllen, erfüllen, Leben einhauchen - egal wie man es nennen will: Es würde dabei helfen, der lauernden Leere in unserem direkten Umfeld entgegenzuwirken, nachdem wir „in der City" waren und dort unseren Auftritt hatten. Bröckelnde Fassaden, vernachlässigte Wege und zunehmender Leerstand jedenfalls verdichten ungenutzte Möglichkeiten zu Geisterstadtvierteln. Und ihre Bewohner? Zu was? Vielleicht schreibe ich für die Slam Börse was über eine Zombie-Apokalypse.

 

 

 

Fotos: Jörg Degenkolb-Degerli

+++ Projekt-Ticker +++ Mit Blick nach vorn ist jetzt die neue Reihe „die börse 4 future" angelaufen. Nach der Klima-Kino-Vorführung von „Taste the waste" folgen bis November noch zwei weitere Filme sowie zwei Vorträge. Am 17. Oktober zeigt das Klima-Kino „Power to the children"; der Film handelt von indischen Kindern, die für ihre Rechte gekämpft und ein Kinderparlament gegründet haben. +++

+++ Projekt-Ticker +++ Am 16. Oktober sitzt ab 17 Uhr wieder das Forum Hesselnberg-Südstadt in der „börse" zusammen. Einmal im Monat treffen sich hier Interessierte, um sich mit den Nachbarn über Tops und Flops, Bedarfe und Ideen im und für das eigene Viertel auszutauschen, quartierbezogene Projekte zu planen und gemeinsam umzusetzen. +++

+++ Projekt-Ticker +++ Der nächste und damit (vorerst) vorletzte Global Music Club findet am 20. Oktober statt: Jammen, sich vernetzen, mehr über das deutsche Music Biz erfahren oder einfach nur gemeinsam die verbindende Sprache von Musik feiern. Mit modernem Reggae als Basis und Elementen aus Dancehall, R'n'B, Soul und afrikanischer Folklore zeigt die Band Lan Netty & the MMA, was in Sachen Reggae alles geht. +++

Euch fällt was Berichtenswertes ein? Dann eine E-Mail an stadtteilschreiber@dieboerse-wtal.de!

 Das Projekt "Stadtteilschreiber" wird gefördert von

Veröffentlicht am 27.09.2019

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