Blog Stadtteilschreiber

Die Stadtteilschreiberin am Steinbecker Tor

Bunt statt Beton: So soll aus einer BAUSÜNDE ein Hingucker werden

Tief im Westen der Südstadt ist die Welt eine graue. Viel Asphalt, viel Beton, wenig Grün. Doch seit geraumer Zeit engagiert sich eine kleine Gruppe Ehrenamtler dafür, das wenig ansehnliche Konstrukt „Steinbecker Tor“ zu einem echten Hingucker zu machen. Die Idee kommt von dem Wuppertaler Graffiti-Künstler Martin Heuwold und soll durch Spenden finanziert werden. Grund genug, sich dort einmal umzusehen.



Das ist es also, das „Tor zur Südstadt". Was so prachtvoll klingt, sieht in der Realität dann doch ziemlich trostlos aus. Man könnte auch sagen, die Ecke zwischen Steinbeck und Südstraße ist eigentlich nicht mehr als eine Lücke, entstanden durch den Abriss der alten Margarinefabrik Isserstedt 2008. Oder, na gut, vielleicht kann man das Betonkonstrukt, das entfernt an eine Autobahnbrücke erinnert, immerhin als Lückenfüller bezeichnen. Eine Durchfahrt zum darunterliegenden Discounter, samt Parkplatz und Bäckerei. Ach ja, eine Haltestelle befindet sich auch noch darunter.

Ich stehe eine Weile dort, um den Ort in all seiner Hässlichkeit und Absurdität auf mich wirken zu lassen, als ein älterer Herr an mir vorbei geht, meinen Blick auffängt und in bekannter Wuppertaler Manier zu schimpfen beginnt. „Eine Schande ist das", wettert er und klopft mit seinem Schirm energisch auf den Boden. „Ein regelrechter Alptraum. Dabei sollte das eigentlich mal was ganz Dolles werden. Und jetzt gucken Sie sich das an..." Ich erinnere mich an eine Postkarte, die der Wuppertaler Grafiker und Politiker R.M.E. Streuf dazu entworfen hat: ein tristes Foto eines tristen Baus mit der Aufschrift: „Grüße aus Wuppertal". Alles gesagt, könnte man meinen.

Doch Wuppertal kann zum Glück nicht nur Bausünden und Satire. Die Stadt lebt auch von vielen engagierten Bürgerinnen und Bürgern, die aus ihrer Heimat einen besseren, einen schöneren Ort machen wollen. Ein paar von ihnen, die sich um den ehemaligen Politiker und Südstadt-Aktivisten Ralf Geisendörfer versammelt haben, kämpfen aktuell dafür, dem grauen Beton bunte Streetart entgegenzusetzen. Die unterschiedlichen Eigentümer der Immobilien sind, so ist in der Wuppertaler Rundschau zu lesen, einverstanden mit der Verschönerungsaktion und dem Entwurf von Martin Heuwold.

„Als ich vergangenes Jahr von Ralf Geisendörfer gefragt wurde, ob ich Lust auf das Projekt habe, musste ich nicht sehr lang überlegen", sagt Heuwold, der selbst in der Südstadt lebt und daher ziemlich häufig am „Steinbecker Tor" vorbeikommt. Er spricht vorsichtig von „Optimierungsbedarf" und hat sich bereits intensiv mit dem Ort beschäftigt. Der Graffiti-Künstler, der auch die ausgezeichnete „Lego-Brücke" an der Schwesterstraße entworfen hat, erklärt, er habe die Farben der angrenzenden Häuser aufgegriffen, um daran eine Naturlandschaft anzuschließen, die jeweils auf der Fassade entstehen soll. Auf den Betonteilen finden sich dann die Farben beinahe pixelartig wieder - sogar die des Netto-Schildes. „Die dschungelartige Gestaltung der beiden Hausfassaden bringt ein Stück virtuelle Natur ins Häusermeer."

Bleibt die Frage der Finanzierung. 40.000 bis 50.000 Euro werde die Umsetzung kosten, sagen die Initiatoren. Das Geld soll von Sponsoren übernommen werden. Aktuell kann man auf www.betterplace.org für das Projekt „Steinbecker Tor" spenden. Dabei geht es allerdings nur um 5.000 Euro, die allein für die notwendige Farbe eingeplant sind.

 

Foto: Entwurf von Martin Heuwold

 

Nicole Bolz - Journalistin, Wuppertalerin. Immer neugierig, oft kritisch. Fragemonster und Buchstabendompteuse. Anzutreffen bergauf und bergab im schönsten Tal an der Wupper.

 Das Projekt "Stadtteilschreiber" wird

Euch fällt was Berichtenswertes ein? Dann eine E-Mail an stadtteilschreiber@dieboerse-wtal.de!

Veröffentlicht am 17.05.2021

Uns interessiert Ihre Meinung:

Bitte den Code eingeben*
Bitte verwenden Sie Kleinbuchstaben und Ziffern für den Code.

* Pflichtangaben

Weitersagen: