Blog Stadtteilschreiber

Der Stadteilschreiber auf über 800 qm ...

EINE KONTAKTSPERRE IST AUCH NUR EINE DORNIGE VERKEHRSWENDE

Es ist so wunderbar! Ein kleines Stück Normalität in greifbarer Nähe. Wir können bald endlich wieder mehr konsumieren! Ich freu mich wie Bolle während ich durch die Südstadtstraßen schlender'. Jau, denk' ich, Läden mit bis zu 800 Quadratmetern Fläche dürfen wieder öffnen. Hier, links, keiner. Da vorne: auch nicht. Vielleicht da um die Ecke? Nein. Stimmt, ich bin ja in der Südstadt.

Vielleicht habe ich in den vergangenen Wochen schon mal darauf hingewiesen. Derzeit ist hier wirklich der berühmt-berüchtigte Hund begraben. Mit böser Zunge sprechend, könnte man auch sagen: Alles wie immer. Stimmt aber nicht. Es ist schon noch ein Unterschied, ob wie in meinem Text „O Captain! My Captain!" aus dem November 2019 die Bäckerei ein Ort der Begegnung ist oder ob man wegen der Abstandsregelung bis zur übernächsten Querstraße in der Schlange steht.

Ein Wohnviertel definiert sich ja nicht über Läden mit bis zu 800 Quadratmetern Fläche, sondern über ein funktionierendes Miteinander, bestenfalls gute Nachbarschaft und eben den Schnack an der Bäckereitheke. Der Punkt mit den Ladenöffnungen, der kommt hier also schon mal nicht zum Tragen und taugt nicht mal als zerbrechlicher Zwischenerfolg.

Die momentan erzwungene Verkehrsberuhigung - die ist doch eigentlich so ein zerbrechlicher Zwischenerfolg. Es ist ruhiger, weniger gefährlich und die Luft ist sauberer. Ein echter Zwischenerfolg - der nach dem Ende der Kontaktsperre vermutlich über Nacht zerbrechen wird. Wenn dann auch hier in den engen, vollen Straßen wieder PKW und Motorräder knattern als müsse man um jeden Preis motorisiert in Bewegung bleiben.

Jetzt ist die Kontaktsperre aber erstmal um zwei weitere Wochen verlängert worden und soll dann weiter verhandelt werden. Es wird also definitiv nicht öffentlich in den Mai getanzt, sondern in den Mai gewartet. Am 3. Mai sollte man, wie ich finde, unbedingt draußen unterwegs sein. Das ist der letzte Tag nach dann etwa sieben Wochen, bevor die Friseure wieder aufmachen dürfen. An diesem 3.5. gibt es vermutlich noch ein paar richtig gute Frisen zu sehen.

Ab 4.5. gelten dann auch erste Lockerungen für die Schulen. Da haben die Schüler und auch Lehrer auf jeden Fall noch nicht wieder eine Frisur - könnte also auch ein denkwürdiger Tag werden. WENN die Schüler überhaupt auftauchen; nach so vielen Wochen ohne Freigang haben die meisten Teenager doch den Weg zur Schule vergessen. Das wiederum begünstigt die Verkehrsberuhigung. Wow! Wie nennt man so einen positiven Teufelskreis? Gottesrunde? Ich weiß es nicht.

Ich weiß nur, dass ich einfach immer weiterlaufe. Wie ein Motor. Manchmal habe ich das Gefühl, ich wurde nicht geboren, sondern gebaut - aber das ist eine andere Geschichte. Am Hesselnberg angekommen, hör ich jedenfalls dermaßen laut die Vögel zwitschern, dass alle Gedanken an Motoren verpuffen. Ich bewerte das Nachdenken über meine Stadtteile in einer verkehrsberuhigten Variante als sehr gut.

Also: Wenn DAS hier alles vorbei ist, Leute, müssen wir über eine stadtteilspezifische Verkehrswende reden!

Fotos: Jörg Degenkolb-Degerli 

 

 

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Veröffentlicht am 17.04.2020

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