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KIKK - Was macht die KI mit Kunst?

Einfache Prompts erstellen oder mit klaren Anweisungen exakte Ergebnisse erzielen? Das kann die KI ohne Probleme. Aber was passiert, wenn die KI abstrakte oder gar völlig unverständliche Werke als Prompt bekommt? Kann die KI dann immer noch Kunst? Genau diese Frage ist an einem Mittwoch aufgekommen. Also haben wir ComfyUI gestartet und geschaut, was passiert.

Zunächst ein lyrisches Beispiel. Abstrakt, aber immer noch präzise genug. So heißt es in einem Gedicht von Friedrich Hölderlin aus dem Jahr 1826, im vierten Vers:

Aber wir, zufrieden gestellt, wie die liebenden Schwäne,
Wenn sie ruhen am See oder, auf Wellen gewiegt,
Niedersehn in die Wasser, wo silberne Wolken sich spiegeln
und ätherisches Blau unter den Schiffenden wallt.

Dieses Gedicht erzeugt unweigerlich Bilder in unseren Köpfen – aber in einer KI? Kann diese, so poetisch das Gedicht auch ist, eben jene Gefühle ebenfalls hervorrufen? Die einfache Antwort:

 

… naja. Also falsch ist es nicht. Aber auch nicht so ganz das, was wir uns vorgestellt haben. Zugegeben, der Prompt war wenig komplex, auch die Parameter sehr simpel. Falsch ist das Video nicht unbedingt, aber man könnte es wohl mit „Ganz nett“ betiteln – und das war’s.

Aber was passiert nun, wenn wir die Zeilen einmal tauschen? Also, als nächsten Prompt:

Niedersehn in die Wasser, wo silberne Wolken sich spiegeln
und ätherisches Blau unter den Schiffenden wallt,
Aber wir, zufrieden gestellt, wie die liebenden Schwäne,
Wenn sie ruhen am See oder, auf Wellen gewiegt.

Auch hier – zugegeben – wieder sehr einfach. Aber was wir im ersten Video kläglich vermisst haben: silberne Wolken, die sich im Wasser spiegeln, und ätherisches Blau. Vielleicht tauchen diese nun auf, wenn wir sie im Prompt direkt ansprechen?

Leider nein. Und nicht nur das – uns wurde sogar ein Schwan geklaut. Man könnte im Hintergrund etwas wie Wolken erahnen, aber so ganz sicher sind wir uns da auch nicht.  Gedicht. Alle kennen es wahrscheinlich:

Dunkel war’s, der Mond schien helle,
Schneebedeckt die grüne Flur,
Als ein Wagen blitzeschnelle,
Langsam um die Ecke fuhr.

Also, was macht die KI nun mit einem Text, der sich selbst widerspricht?

Es ist ein Auto, das in einem Tempo über eine helle Wiese fährt. Wenn man es sich ganz dringend wünscht, könnte man sogar sagen, dass das Auto zunächst sehr schnell aussieht und am Ende doch sehr langsam wird. Aber vielleicht ist das auch Wunschdenken. Fakt ist: Es ist weder schneebedeckt, noch erkennt man den Mond, und auch keine Ecke wird eingeschlagen. Also auch hier wieder: Die KI versucht zwar, eine Antwort zu geben, aber diese gibt nur Teile wieder.

Aber wir sind noch nicht fertig mit der KI. Jetzt wollen wir es so richtig wissen:
Was macht die KI, wenn das Stück bzw. die Kunst wirklich jeglicher Logik entbehrt – so etwas wie die Ursonate von Kurt Schwitters:

Fümms bö wö tää zää Uu
pögiff
kwii Ee.
Oooooooooooooooooooooooo
dll rrrrr beeeee bö
dll rrrrr beeeee bö fümms bö
rrrrr beeeee bö fümms bö wö
beeeee bö fümms bö wö tää
bö fümms bö wö tää zää
fümms bö wö tää zää Uu
Fümms bö wö tää zää Uu
pögiff
Kwii Ee.
Dedesnn nn rrrrr
Ii Ee
mpiff tillff too
tillll
Jüü Kaa?
Rinnzekete bee bee nnz krr müü?
ziiuu ennze ziiuu rinnzkrrmüü
rakete bee bee
Rrummpff tillff toooo?
Ziiuu ennze ziiuu nnzkrrmüü
Ziiuu ennze ziiuu rinnzkrrmüü
rakete bee bee? rakete bee zee.
Fümms bö wö tää zää Uu
Uu zee tee wee bee fümms.
rakete rinnzekete

Ehrlich gesagt wissen wir damit auch nicht so wirklich etwas anzufangen. Würde mir jemand sagen: „Stell das Geschriebene künstlerisch dar“, dann würde ich wahrscheinlich verzweifeln. Und das dachte sich wohl auch die KI:

Woher die KI aus diesem Text die Frau nimmt, wissen wir nicht. Zumindest das Wort „rakete“ findet sich im Text – aber diese fehlt gänzlich im Video. Aus assoziativer Sicht könnte „rakete bee bee“ auch als „Raktete Baby“ umgewandelt worden sein. Genauso sehr könnte die Frau aber auch aus dem „fümms“, „pögiff“ oder „ziiuu“ stammen. Der exakte Grund lässt sich nicht ableiten, aber irgendetwas hat die KI dazu bewegt zu glauben, dass wir mit dieser Eingabe genau dieses Video sehen wollten. Hier findet jedoch kein kognitiver Prozess, aber eine Abfolge von Zahlen und Variablen statt.

Solche Ergebnisse erhalten wird dann, wenn die Eingabe extrem simpel ist. Das Prompting unausgereift und viele Aspekte, wie Kamerafahrten, Beschreibungen der Szenerie, Kontextualisierung einfach fehlen. Wir müssten also viel mehr Informationen geben um ein „gutes“ Ergebnis zu erzielen.

Wir machen noch ein paar Tests, aber auch aus diesen werden wir nicht wirklich schlauer. Alles in allem bleibt: Kunst ist eben nicht „einfach“ zu begreifen. KI mag in gewissen Situationen und Bereichen helfen – aber vielleicht müssen wir uns die silbernen Wolken und das ätherische Blau einfach noch eine Weile selbst vorstellen.

 

Die Beiträge entstanden in der offenen Sprechstunde des KIKK (KI Kompetenzzentrum für Kunst und Kultur).

Bei Rückfragen: kikk@dieboerse-wtal.de

Veröffentlicht am 15.04.2025

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