Blog Stadtteilschreiber

Der Stadtteilschreiber sinniert über grüne Quartiere

VON GARTEN-GEDANKEN UND BÜHNEN IM GRÜNEN

Das kennen wohl die meisten: Beschäftigt man sich neu mit einer bestimmten Thematik, begegnet diese einem plötzlich an jeder Ecke. Der vegane Döner zum Beispiel; einmal gegessen, lernt man auch schon zahlreich Menschen kennen, die ihn ebenfalls mal probiert haben. Oder man stolpert neuerdings über Vegane-Döner-Werbung, die man vorher nie wahrgenommen hatte.

Kollegin Nicole jedenfalls hat im Juni und Juli über Grünflächen in der Südstadt berichtet, die auch mich nun in der Folge größtenteils grün sehen lassen. War die - mangelnde - Natur in den Quartieren in der Vergangenheit immer wieder ein Thema, das den Anwohnern auf den Nägeln brennt, beackern wir nun - nicht zuletzt durch die Erweiterung der Grenzen, in denen wir uns bewegen - Parks und andere Naturgebiete.

Klar ist, die paar Bäumchen in der Hospitalstraße sind für das abgesteckte Quartier Südstadt ein Witz. Reicht gerade mal fürs Hundebein heben. Oder ich erinnere mich an ein Gespräch mit einer Anwohnerin in der Mainzer Straße, deren Garten das wohl Grünste in dem ganzen Straßenzug sein dürfte („Haus, Hof, Hund. Nur grüner wird's nicht"). Das bisherige Grün - der Weg rauf zum Mittelpunkt Wuppertals, die kleinen und Jahrzehnte alten Spielplätze, die versprengten Rastparkbänke - wird Bewohnern dicht besiedelter Quartiere auf Dauer vielleicht nicht mehr reichen.

Darüber hinaus gibt es ja bereits einen Garten-und-Gärtnern-Boom mitten in den Städten. Urban Gardening, also das Bewirtschaften teils kleinster Flächen zwischen Asphalt und Beton, ist auch in Wuppertal ein Riesenthema. Ob es in unseren Quartieren angekommen ist, wollen wir herausfinden. In klassischen Kleingartensiedlungen gibt es einen Generationenwechsel, der nicht nur, aber auch auf natürlichen Bewuchs setzt und Gartenzwerge höchstens noch satirisch inszeniert.

Und wie man die Natur bevorzugt in Szene setzen kann, und zwar dort, wo vorher schlicht Autos geparkt wurden, zeigt „die börse" ganz beispielhaft mit ihrem #kultur#park#platz. Hier ist nicht nur ein wirklich einladender Biergarten und damit ein (potenzieller) Sommer-Treffpunkt auf der Grenze zwischen Hesselnberg und Südstadt entstanden; auch finden hier noch zusätzlich alle möglichen Live-Events statt, von Konzerten über Poetry Slam bis zu DJ-Sets.

Dabei fällt mir gleich noch eine Naturfläche ein, die derzeit vielfach bespielt wird. Ganz im Gegenteil zu der noch brachliegenden Grünfläche gegenüber der Stadthalle („Dornröschen aus der Südstadt wird wach geküsst") befindet sich nämlich hinter dem immer wieder beeindruckenden Bau der Stadthallengarten. Die meiste Zeit im Jahr auch eher nur so ein bisschen genutzt, ist er aktuell wiederentdeckt worden und - wenn auch eingezäunt und nur gegen Eintritt - zu vielen Veranstaltungen nutzbar.

Im direkten Umfeld findet man die Wiesen zwischen und unterhalb des Hotels und der Schwimmoper, größtenteils verwaist - warum? Die seit einigen Jahren vielfach gestellte (Trend)Frage „Wie wollen wir leben?" wird vermutlich verstärkt die Thematik eines grünen (Lebens)Raums beinhalten. Und vielleicht auch das Thema Veganer Döner, wer weiß.

Der #kultur#park#platz an der börse



Gegenüber der Stadthalle...



... und dahinter

Fotos: Jörg Degenkolb-Degerli

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Jörg Degenkolb-Değerli – Autor, Moderator und Bühnenliterat. Mit eigenartigen Einzeilern und pointierter Poetry bewegt er sich meist im Spannungsfeld zwischen „schreiend komisch" und „bitterernst". Eben Texte für Zwerchfell, Herz, Hirn und das Quartier. Für uns unterwegs als Stadtteilschreiber der Südstadt und vom Hesselnberg.

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Euch fällt was Berichtenswertes ein? Dann eine E-Mail an stadtteilschreiber@dieboerse-wtal.de!

 

Das Projekt "Stadtteilschreiber" wird gefördert von

Veröffentlicht am 19.07.2021

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